Asexualität

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Asexualität bezeichnet die dauerhafte sowie (wahrscheinlich) angeborene bzw. biologisch disponierte (also nicht durch sekundäre und äußere Faktoren ausgelöste) Abwesenheit eines Verlangens nach sexueller Interaktion (AVENde Definition) bzw. das Fehlen des Empfindens von sexueller Anziehung (AVENus Definition). Im Gegensatz zu Menschen mit einer Sexualstörung, insbesondere der sexuellen Appetenzstörung, empfinden Asexuelle keinen intrinsischen bzw. primären Leidensdruck durch diesen Umstand auch wenn häufig ein sekundärer Leidensdruck existiert (z.B. aufgrund negativer Reaktionen der Umwelt oder Problemen in Partnerschaften).

Im Hinblick auf die Geschlechterverteilung ergibt sich auf AVENde ein Verhältnis von ca. 2/3 Frauen zu 1/3 Männern. Asexualität könnte also bei Frauen häufiger verbreitet sein als bei Männern. Möglicherweise besteht eine Verbindung mit Sexualhormonen (wie z.B. dem Testosteron) bzw. der im Mittel geringeren Libido bei Frauen.[1] Es sind aber auch soziokulturelle Faktoren für eine lediglich seltenere Selbstidentifikation als asexuell bei Männern vorstellbar.

Asexuelle haben kein Verlangen danach mit anderen Menschen sexuell aktiv zu werden, wobei die Grenzen zwischen Zärtlichkeiten und Sex jedoch stark von der individuellen Perspektive abhängen. Dennoch sind viele Asexuelle daran interessiert, romantische (nicht-sexuelle) Beziehungen einzugehen. Asexualität resultiert weder aus der Unfähigkeit, einen Partner zu finden noch aus der Angst vor Intimität oder dem Verdrängen von sexuellen Wünschen. Im Gegensatz zu zölibatär oder abstinent lebenden Menschen ist das fehlende Verlangen nach sexueller Interaktion bei Asexuellen keine rationale Entscheidung und wurde auch nicht durch (negative) Erfahrungen im Leben "erworben", sondern es handelt sich dabei um ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal. Asexualität kann daher auch als eine sexuelle Orientierung verstanden werden und ist daher prinzipiell unabhängig vom individuellen Sexualverhalten.

Die Vorsilbe "a-" in asexuell bezieht sich nicht (wie irrtümlich oft angenommen) auf die Sexualität, sondern (wie auch die Vorsilben "hetero-" , "homo-" und "bi-") auf das Geschlecht, von dem sich die jeweilige Person sexuell angezogen fühlt. Im Falle von Asexualität eben "keins". Eine asexuelle Person hat zwar kein Verlangen nach sexueller Interaktion – aber selbstverständlich haben auch die meisten Asexuellen eine Sexualität und viele verlieben sich und kennen Intimität und den Wunsch nach Nähe und Liebe. Nur drückt ein asexueller Mensch Intimität im Allgemeinen nicht über Sex aus.

Die Gemeinschaft der Asexuellen will zumeist nicht als eine Art "Gegenbewegung" zu einer übersexualisierten Gesellschaft verstanden werden weshalb sich Asexuelle meist deutlich vom Bereich der Antisexualität distanzierten. Im Gegensatz zu antisexuell eingestellten Menschen begrüßen es die meisten Asexuellen, wenn Menschen ihre Sexualität mit ihren Partnern einvernehmlichen ausleben – wenn nötig auch gegen familiäre und gesellschaftliche Erwartungen. Dazu gehört aber natürlich auch das Ausleben von Asexualität in ihrer ganzen Vielfalt. Manche Asexuelle mögen gar keine Berührungen. Andere genießen körperliche und emotionale Zärtlichkeiten sehr. Manche masturbieren, ohne dabei einen anderen Menschen einbeziehen zu wollen. Einige haben ihrem Partner oder der Kindererzeugung zuliebe Sex. Viele Asexuelle sind also durchaus fähig, sexuelle Erregung zu empfinden, fühlen sich aber von anderen nicht sexuell angezogen. Sex ist sicherlich eine weit verbreitete Art Nähe und Liebe zu zeigen – aber bei weitem nicht die einzige Möglichkeit.

Siehe auch

Weiterführende Informationen

Siehe unsere FAQ zum Thema Asexualität.

Weblinks und Textnachweise